Die Kunst des Flirtens im Online Marketing

Früher war nicht alles besser, aber mit Blick auf das Online Marketing vor allem eines – übersichtlicher! „Früher hat das gesamte Marketing in ein Buch gepasst. Heute braucht man 3 Tage Konferenz und ein eigenes Fachwörterbuch um überhaupt die Titel zu verstehen.“ Es ist nicht schwer nachzuvollziehen, dass sich Menschen ändern, Technologien weiterentwickeln und sich Ansprüche von und an die selben wandeln. Selbstkreierte Trends und vermeintliche Best Practices in Content- und Customer Relationship Management haben jedoch den Blick auf das Wesentliche, nämlich die Kommunikation zwischen Anbieter und Kunden, verbaut. Umso erfrischender ist es, wenn ein wortgewandter Österreicher als selbsternannter Kommunikationskünstler die Mauern stupider und trister Online Marketing Strategien mit Leidenschaft und „geilen“ Konzepten einzureißen wagt. Robert Seeger gibt sich als Liebesdoktor und ruft Unternehmen und Marketingexperten im wahrsten Sinne des Wortes zur Ordnung. Inspiriert von der nachhaltigen Relevanz und den einprägsamen Zitaten aus seinem OmCap 2014 Vortrag: “Flirts, Social Media & Marketing” folgen die drei wichtigsten Tipps für den Flirt im Online Marketing und Customer Relationship Management.

 

Tipp 1: „Wer kein ordentliches Zuhause hat, kann niemanden abschleppen.“

„Früher hatte Mann noch die Chance auf einen blöden Spruch, heute wird man einfach weggetindert.“ Unternehmen haben das Flirten mit den Kunden allzu oft verlernt. Für Erfolg im Online Marketing zählt aber vor allem eines mehr noch als Likes und Reichweite – der erste Eindruck! Die eigene Website ist das Aushängeschild jedes Unternehmens und nicht nur ein Mittel zur Selbstdarstellung, sondern ein Weg aus der digitalen Bedeutungslosigkeit hin zur User Relevanz. Webseiten und Content können vieles sein, sind aber in den wenigsten Fällen qualitativ hochwertig, zielgruppenrelevant und individuell. Ist die Online Präsenz ein Chaos, dreht der Kunde auf der Schwelle um und geht nachhause. Dazu zählen eben auch soziale Medien. Auch Facebook, Twitter und Co sind Flirtplätze und gehören im Sinne des beiderseitigen Glücks gepflegt. Lieblose Retrografiken, inhaltsarme Texte und verpixelte Bilder gehören nicht zum guten Ton und wirken eher ab-, als anturnend. „Und dann komme ich [auf Seiten] wo mein Daumen so groß ist, dass er sieben Menüpunkte gleichzeitig anklicken würde.“ Hat man letztlich doch einen potentiellen Kunden angelockt, bringt aller Content nichts, wenn mangelhafte Usability und Responsive Designs über dem Besucher zusammenbrechen und ein erfolgreiches Customer Relationship Management nahezu unmöglich machen. Seegers Ansicht nach, ist die erste und zu Beginn einzig sinnvolle Online Investition der eigene Touchpoint. Er ist das einzige, was man selbst kontrollieren kann. Erst wenn die eigene Webseite und Social-Media-Präsenzen salonfähig sind, lohnt es, soziale Interaktionen und Connections anzustreben.

 

Tipp 2: „Große Klappe, nichts dahinter!“

Im Online Marketing geht es um qualitative, nicht quantitative Inhalte. Nutzer begreifen sehr schnell, welche Unternehmen Content zum Selbstzweck produzieren und nichts Relevantes zum gegenseitigen Gedankenaustausch und Wertefluss beitragen können. „Unternehmen wollen nicht nur Inhalte produzieren, sondern einfach geil sein. Heutzutage ist alles geil! Geile Präsentation, geile Excel Sheets – gemeint ist allerdings interessant, spannend, lustig, lehrreich. Das ist aber meist gelogen und weil fad zu ehrlich wäre, sagen wir halt geil.“ Gern zitiert Seeger die alten Meister kluger Worte und entblößt unangenehme Wahrheiten. Heute hieße es leider viel zu selten „Ich denke, also bin ich“, sondern vielmehr „Ich publiziere, also bin ich“. Wenn man also ehrlich ist, ersetzt das Publizieren allzu oft das Denken. So sollte es der Anspruch jeder Online Marketing Kampagne und jedes Customer Relationship Managements sein, Content nicht des Contents wegen, sondern im Sinne durchdachter, anspruchsvoller und wertbringender Informationen zu produzieren. Content Marketing wird sonst zur leeren Hülle, die weder Unternehmen noch Nutzern einen Mehrwert bietet.

 

Tipp 3: „Wer nicht ordentlich reden kann, wird keinen Stich machen.“

Seegers Tipp: „Sei nicht langweilig!“ Content Marketing heißt eben nicht, Inhalte wie am Fließband zu produzieren, sondern das, was man einer Community zu sagen hat auch nach bestem Wissen und Können zu kommunizieren. Das beste Beispiel für wenig Potential und großartige Kommunikation ist das Hans Brinker Budget Hostel in Amsterdam. Die Unterkunft ist mit wenig Flair und unterirdischem Service gestraft, jedoch mit einer humoristischen Neigung zu teils sadistischer Selbstironie gesegnet. So bietet das Hostel „mehr Zimmer ohne Fenster“, „jetzt noch weniger Service“ und „kostenloses WLAN mit dem Passwort des Nachbarn“. Dem Hans Brinker Budget Hostel fehlt es an vielem, nicht aber an der Fähigkeit, seinen Fans unterhaltsamen Content mit Mehrwert zu bieten.

 

Content-Marketing und Customer-Relationship-Management
© Hans Brinker Budget Hostel, In: hansbrinker.com

 

Schreiben ist das neue Reden und hat sich als wichtigstes Werkzeug im Online Marketing unentbehrlich gemacht. Auch auf Unternehmensebene verlagert sich der Kundendialog vom Sprachlichen zum Schriftlichen. Die Reaktanz potentieller Kunden steigt erheblich, wenn Schreibstil und Art der Kommunikation nicht ihren Ansprüchen genügen. „Das Schönste an der deutschen Sprache ist: Alle knapp 250.000 Wörter sind gratis.“ Man sollte sich nun also nur noch darauf konzentrieren, diese Wörter in eine sinn- und wirkungsvolle Reihenfolge zu bringen.

„Aus den Revolutionsidealen ‚Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit’ ist im Social CRM der Dreiklang ‚Dummheit, Feigheit und Gleichförmigkeit’ geworden. Die Unternehmen sind zu wenig mutig, die Kunden mitunter reichlich dumm und die Themen eigentlich immer die gleichen. Diesen Dreiklang der Schrecklichkeit müssen wir auflösen.“

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Steven

Ich bin der neuste Zugang bei den Klickkomplizen und stehe dem Team als Trainee in den Bereichen Social Media Marketing und Content Management zur Seite. Ich bin gespannt, welchen spannenden Themen wir bald gemeinsam auf den Grund gehen werden.

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