„Also Indien steht ganz am Ende meiner Liste“ – Diesen Satz hörte ich so oft, als ich von unserem geplanten Urlaub sprach. Und zugegeben, auch uns fielen Dinge wie miserable, hygienische Bedingungen, Gewalt und Vergewaltigungen, Armut und sicher überall nur Durchfallessen ein 😊 Uns lockte aber unheimlich das Land, mit seiner landschaftlichen und gesellschaftlichen Vielfalt, unzähligen beeindruckenden Sehenswürdigkeiten und warmherzigen Menschen.
Land und Leute
Der Norden ist in vielerlei Hinsicht unheimlich aufregend. Allein der Straßenverkehr in Delhi ist ein Erlebnis. Außerdem ist man als Bleichgesicht der Hingucker schlechthin. Viele Inder fragen nach Selfies und sagt man einmal ja, kommt man nicht umhin, mit allen Mitgliedern der Gruppe/Familie einzeln ein Foto zu machen. Überall am Straßenrand liegt unheimlich viel Müll, der auch oftmals in kleinen Häufchen direkt vorm Haus abgebrannt wird. Deshalb werden auch vorm Betreten der Tempel und Moscheen die dreckigen Schuhe ausgezogen. Übrigens herrschen sowohl bei Sehenswürdigkeiten als auch in Hotels strenge Sicherheitsvorschriften. So ist es nicht selten, dass Taschen wie am Flughafen durchleuchtet und Personenkontrollen durchgeführt werden. Der Norden ist vor allem durch den Hinduismus geprägt – überall finden sich bunte Statuen von Shiva, Vishnu, Ganesha und vielen anderen Gottheiten. Die Landschaft ist geprägt von langgezogen Steppen und baumlosen Hügeln. Allem in allem ist der Kulturschock also perfekt.
Später im Süden angekommen wussten wir mit dem ersten Schritt aus dem Flugzeug – hier ist alles irgendwie anders: Die Landschaft ist viel grüner, die Straßen aufgeräumter, die Männer trugen Röcke und die Menschen waren insgesamt entspannter. In diesem Moment war uns klar, warum in allen Reiseberichten steht, dass der Süden einfacher zu bereisen ist als der Norden. Der Unterschied zu dem westlichen Standard ist hier, wenn auch trotzdem enorm, nicht ganz so heftig, wie um Delhi herum. Man sagt, die Menschen in den südlichen Gefilden sind im Durchschnitt wohlhabender, was man beispielsweise in Kerala auch schnell an der Bauweise der Wohnhäuser sieht. Das Christentum ist im Süden besonders stark, so ist es auch nicht verwunderlich, dass man ab und an auch Rindfleisch auf den Speisekarten liest.
Auf Indiens Straßen
Auf Indiens Straßen herrscht funktionierende Anarchie. Zwischen Autos, Mopeds, LKWs und Rikschas tummeln sich Kühe, Hunde und Fußgänger. Mit dem Unterschied, dass für letztere kaum gebremst wird. Zebra-Streifen dienen mehr als Straßenkunst und helfen nichts. Steht man am Straßenrand gibt es genau zwei Möglichkeiten: Entweder todesmutig die Hand heben und dabei selbstbewusst loslaufen in der Hoffnung, die Fahrer werden mich schon sehen. Oder man wechselt die Straßenseite einfach nicht 😊 Der Straßenverkehr in Indien ist geprägt durch lautes Hupen, waghalsigen Überholmanövern und unzähligen Geisterfahrern. Auf Mopeds werden so viele Menschen gestapelt, wie nur geht und auch auf den Ladeflächen mancher LKWs sitzen Menschen. Blickt man in einen vorbeifahrenden Bus, so werden auch dort sämtliche Rekorde, was „Wie viele Menschen gehen eigentlich in einen Bus?“ gebrochen. Kurz um, der Straßenverkehr ist ein Abenteuer ganz für sich allein.
Was man vor der Reise wissen sollte
Indien liebt oder hasst man – diesen Satz liest man häufig, wenn man sich vorab über das Reiseziel informiert. Und da ist auch etwas dran: Strengen Gerüchen, Müllbergen an den Straßenrändern und der grässlichen Fratze unfassbarer Armut kann man sich in diesem Land einfach nicht entziehen. Damit umzugehen, ist nicht für jeden einfach. ABER, und das ist nicht ohne Grund großgeschrieben, überwindet man sich, erlebt man eine fantastische Reise mit vielen bunten Farben, unzähligen Köstlichkeiten und warmherziger Gastfreundschaft.
Anastasia
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