Reise nach Japan – ein bisschen Natur, ein bisschen Kultur(schock)

Eigentlich schlägt mein Herz ja für Skandinavien und die kälteren Gefilde dieser Welt, doch sollte es für mich diesen Sommer nach Japan gehen. Bei der Reiseplanung sieht man sich sofort mit ein paar Klischees und Vorurteile über diese Insel konfrontiert: Die Japaner sind alle klein. Japan besteht nur aus Stadt. In dem größten Stadtkonglomerat der Welt Tokio blickt man sowieso nicht durch. Sicher ist dort noch alles verstrahlt. Und der Kulturschock ist sowieso schon vorprogrammiert. So paart sich die Vorfreude auf die Reise mit einem gewissen Respekt. Doch möchte ich das Land unbedingt erkunden und herausfinden, wie viel Wahrheit in all diesen Aussagen steckt. :-)

Die Reise beginnt in Kyoto, der Stadt der 1000 Tempel und tatsächlich scheint sich hinter jeder Ecke ein heiliges Gebäude zu verstecken. So kann man Japaner beobachten, wie sie mitten in einer Einkaufsstraße mit ihren Tüten ein Tempelgelände betreten und plötzlich ganz andächtig werden und für einen kurzen Moment den Alltag hinter sich lassen. Überall duftet es nach Räucherstäbchen und gute Wünsche werden auf kleine Holztafeln oder Papierstreifen geschrieben und aufgehängt.

Dank Japan Rail Pass, mit welchem man mit den meisten Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszügen fahren kann, ist ein Tagesausflug von Kyoto nach Hiroshima kein Problem. Passend zur bewegenden Geschichte der Stadt regnet es. Das Friedensmuseum erwartet einen mit zahlreichen todtraurigen Geschichten, die man nur ganz schwer verdauen kann. So bin ich regelrecht dankbar, dass sich unweit von Hiroshima die Insel Miyajima samt schwimmendem Torri befindet und man dort etwas Zerstreuung findet. Zwar ist gerade Ebbe, doch werde ich mit freilaufenden Wildtieren und einer atemberaubenden Kulisse entschädigt.

Ich lasse Kyoto und alle anderen sehenswerten Städte hinter mir und mache mich auf in die Natur. Ein Highlight: Die Wanderung über den Kumano Kodo – eine alte Pilgerroute, die durch eine Art verwunschenen Wald und vorbei an überwucherten Ruinen führt. Vor meiner Reise hätte ich mir nicht erträumt, so viel Natur und Ruhe in Japan vorzufinden.

Die Japaner haben ein was gemeinsam – sie alle lieben und verehren den Fuji. Grund genug für mich, auch einmal einen Blick auf den höchsten Berg Japans zu werfen, der in der Fuji-Region sogar Pylonen und andere Gegenstände des Alltags ziert. Bereits der Fuji hüllt sich in Wolken, doch ist dies erst der Beginn einer langen wolkenverhangenen Zeit in Japan. Ein Taifun zieht über die Insel und versperrt mir wenige Tage später den Blick auf die sehenswerten japanischen Alpen. Ich nutze die wenigen Wolkenlücken und staune über schöne Orte, wie den zederngesäumten Waldweg Dewa Sanzan, die von Inseln übersäte Bucht von Matsushima oder die an einen Berg geschmiegte Tempelanlage Yamadera. Den krönenden Abschluss meines kleinen Roadtrips über die Insel bildet der Besuch in der Tempelanlage Nikko unweit von Tokio. Ja klar, irgendwie hatte man bis dato schon genug schöne Tempel gesehen, doch vereint Nikko alles in einer Anlage – jede Menge Gold, viel Kitsch, verschnörkelte Schnitzereien und prunkvolle Gemälde. Schrecklich schön, irgendwie. :-)

Von so viel Kunst und Kultur erholt man sich am besten in der Hauptstadt Tokio. Auch hier gibt es jede Menge Tempel, doch ebenso viel Popkultur. Tokio ist bunt, laut und verrückt. Und voller Menschen. Trotzdem fühlt man sich nicht verloren. Das U-Bahn-System hat so viel Logik, wie kaum ein anderes, das ich kenne. Und durch das Labyrinth an tausenden Menschen auf den Straßen und Fußwegen schlängelt man sich nach kürzester Zeit ganz selbstverständlich. Und was macht man in Japans Hauptstadt, wenn man der Tempel ein wenig überdrüssig ist? Man schlürft Ramen-Nudeln in winzigen Restaurants, besucht nerdige Comic-Läden, fordert in Spielhöllen die Reisebegleitung bei einer Runde Trommeln heraus, besucht den größten Fischmarkt der Welt, bestaunt animierte Godzilla-Figuren beim Brüllen von einem Hochhaus, läuft gemeinsam mit 1000 anderen Fußgängern über die größte Kreuzung der Welt oder schlendert am künstlichen Strand entlang.

Ein so vielfältiges Land wie Japan habe ich noch nie bereist. Und nur ganz selten habe ich mich größer als alle anderen um mich herum gefühlt. Was den Japanern manchmal an Körpergröße fehlt, machen sie durch ihre Großherzigkeit und ihre irgendwie aufopferungsvolle Art wieder wett.

(Fotografisch) begleitet von Christian Kneise.

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Sabrina

Hallo, ich bin Sabrina. Als Online Marketing Managerin beschäftige ich mich seit 2011 mit allem rund um Social Media, Google Ads und neue Trends aus dem Bereich Online Marketing.

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